Bouldern
Bouldern ist Klettern in Absprunghöhe, abgesichert durch dicke Matten. Es ist ein Klettersport, der immer mehr Menschen fasziniert, auch mich. Für mich macht den besonderen Reiz beim Bouldern die Verbindung aus körperlicher und geistiger Herausforderung sowie des sozialen Miteinanders aus. Bouldern ist knobeln mit dem ganzen Körper. Man versucht seine eigene Lösung für die Boulder, auch Boulderprobleme genannt zu finden. Da jeder andere körperliche Voraussetzungen hat, kann die Lösung bei jedem anders aussehen und es ist Kreativität gefragt. Ist man beim Tüfteln an einem Boulder, passiert es schnell, dass sich andere Kletterer, die auch noch nach einer Lösung für diesen Boulder suchen, beim Knobeln mit anschließen. Dann wird gemeinsam getüftelt, abwechselnd probiert, Tipps gegeben, sich gegenseitig angefeuert und alle freuen sich und jubeln, wenn einer erfolgreich ist. So bekommt man leicht Kontakt zu anderen in der Halle. Man kann alleine in die Halle gehen und wenn man will, trotzdem in Gesellschaft klettern.
Bouldern ist für jeden geeignet, man braucht keine Vorerfahrung im Klettern, keine besondere Fitness, die kommt mit der Zeit, wenn man regelmäßig bouldert, und auch Größe, Gewicht und Alter spielen im Grunde keine Rolle. Bei Vorliegen von medizinischen Indikationen sollte man jedoch, wie bei allen anderen Sportarten auch, seinen Arzt fragen. Die Boulder gibt es von leicht bis super schwer und in ganz unterschiedlicher Charakteristik. Mal kann man fast wie an einer Leiter klettern, mal ist Balance gefragt und mal muss der ganze Körper Spannung halten. Mal müssen die Beine gut schieben, dann die Hände gut halten und die Arme ziehen. Mal ist man langsam in der Wand unterwegs, mal dynamisch und manchmal springt man auch. Je nachdem, was man mag und wie man sich fordern will, kann sich so jeder für sich die passenden Boulder aussuchen und Erfolge erleben.
Bouldern ist ein super Ganzkörpertraining, denn beim Bouldern werden nahezu alle Muskelgruppen trainiert. Besonders hervorzuheben sind dabei das Training von Griffkraft, Arm- und Schultermuskulatur sowie die Kräftigung des Rückens. Dadurch ist es ein super Ausgleich für alle, die aufgrund von viel sitzender Tätigkeit oder einseitiger Belastung des Rückens im Job etwas zur Kräftigung ihres Rückens tun müssen. Beim Klettern zieht man sich jedoch nicht einfach hoch, sondern die Bewegungen werden aus dem Körper eingeleitet. Man wechselt in den Bewegungsabläufen zwischen Anspannung und Entspannung. In den Anspannungsmomenten arbeiten dabei Muskelbahnen von den Zehen bis zu den Fingerspitzen zusammen. Dadurch werden auch alle anderen Muskeln im Körper mittrainiert und man entdeckt immer wieder Muskeln, von denen man nicht wusste, dass man sie hat. Zudem werden auch das Gleichgewicht, die Koordination und das Körpergefühl verbessert.
Bouldern ist auch gut für die Psyche. Wenn man endlich einen Boulderzug hinbekommt, den man immer wieder probiert hat, einen Boulder schafft, der einen ordentlich herausgefordert hat, wenn man selbst überrascht ist, dass es endlich geklappt hat, dann werden im Gehirn intensiv Glückshormone ausgeschüttet. Auch das Bouldern mit anderen, das gemeinschaftliche Knobeln und Lösen hat diesen Effekt. Zudem ist man beim Bouldern mit seinen Gedanken im hier und jetzt, fokussiert sich auf die Griffe und Tritte, seine Bewegung zum nächsten Griff und die Lösung des jeweiligen Boulders. Dadurch wird man von anderen Gedanken abgelenkt und Grübelschleifen werden unterbrochen. Oft fühlt man sich nach dem Bouldern ausgeglichener und entspannter. 2015 konnten Wissenschaftler der Uni Erlangen in einer Studie sogar belegen, dass Bouldern gegen Depressionen hilft.
Bouldern fördert Persönlichkeit und Selbstbewusstsein. Das Knobeln an den Bouldern erfordert Kreativität und Ausdauer. Probieren, Misslingen und von neuem Versuchen gehören beim Bouldern dazu. Aber auch der Umgang mit Angst spielt beim Klettern eine wichtige Rolle. Beim Bouldern kann man viel über sein Denken und Handeln erfahren, z.B.: Was treibt mich an, bestimmt mein Handeln und was bremst mich? Wonach wähle ich meine Herausforderungen aus und wie gehe ich an sie heran? Womit stehe ich mir selbst im Weg? Wie gehe ich mit Misslingen um? Wie gehe ich mit Angst und Stress um? Was bedeutet Erfolg für mich? Man testet sich aus, erlebt Selbstwirksamkeit im eigenen Tun, kann seine Grenzen verschieben und seinen Handlungsspielraum erweitern. Man lernt mit Ängsten umzugehen, bei Misserfolgen nicht gleich aufzugeben, sondern Lösungsalternativen zu suchen und erweitert seine Frustrationstoleranz, sein Durchhaltevermögen und seine Problemlösekompetenz. Dadurch lässt sich Bouldern auch ausgezeichnet in Coaching-Prozessen und pädagogischen Programmen einsetzen.